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Bauschan – Ein Hund, der in der Literatur verewigt wurde

Nur wenige Hunde werden berühmt. Bauschan ist so einer. Dafür hat er nicht einmal etwas Besonderes geleistet. Er war einfach zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Und so wurde er seinem Herrn, dem Schriftsteller Thomas Mann, über viele Jahre ein treuer Begleiter. Thomas Mann gehört zu den Großen seines Faches. Er erhielt den Literatur-Nobelpreis und wird noch heute, Jahrzehnte nach seinem Tod, viel gelesen. Dadurch bleibt auch Bauschan in der Erinnerung. Denn auch über ihn hat Thomas Mann manches geschrieben.

 

Wie müssen wir uns Bauschan vorstellen? Ein Schoßhund war er jedenfalls nicht, eher ein rustikaler Typ, der einen gerne durch Feld, Wald und Wiesen begleitet. Und mit viel Kraft in den Hinterläufen, denn er soll ein auffallend guter Springer gewesen sein. Von dieser Fertigkeit, so schildert es Thomas Mann, machte Bauschan aber nur dann Gebrauch, wenn er unter einem Hindernis nicht hindurchlaufen oder -kriechen konnte. Er war also klug genug, sich nur bei ernst zu nehmenden Hindernissen wirklich anzustrengen. Bauschan freute sich über Lob und Zuneigung und bemühte sich, es seinem Herrn recht zu machen. Befehle befolgte er jedoch nur dann, wenn sie einen Sinn machten, nicht allein um eines reinen Kunststückchens willen.

 

Thomas Mann schildert auch, wie Hunde im eigenen Territorium hin und her gerissen sind, zwischen pflichtschuldigem Revierschutz einerseits und brennendem Interesse an außen vorbeilaufenden Artgenossen andererseits. Oft war Bauschan Teil der wilden parallelen Jagd zweier Hunde, innerhalb und außerhalb eines Gartenzauns, wie wir sie alle kennen.

 

Immer wieder erlebte Thomas Mann die bange Ungewissheit, die jeder Hundebesitzer kennt, wenn fremde Hunde aufeinander treffen. Werden sie sich verstehen oder gibt es Unfrieden? Bauschan bildete da keine Ausnahme; er konnte durchaus nicht jeden seiner Artgenossen gut riechen. Durch Beobachtung versuchte Mann zu entschlüsseln welche Kriterien bei einer solchen Begegnung eine Rolle spielen und wovon es abhängt, ob die Sache friedlich ausgeht. Wie er selber zugibt, konnte er noch nach Jahren mit einer gewissen Beklommenheit nicht sicher einschätzen, wie sein Bauschan letztlich auf fremde Hunde reagieren würde. Zu undurchsichtig blieben ihm die Empfindungen, Verhaltensregeln und Rituale der Vierbeiner, als dass er sie je ganz durchschaut hätte. Die Begrüßung, das Umkreisen und das Beschnüffeln Flanke an Flanke. Schließlich der ungewisse Moment, in dem sich entscheidet, ob beide gutmütig auseinandergehen mögen. Diese Begegnungen schildert Thomas Mann als stets wiederkehrendes Kräftemessen mit ungewissem Ausgang. Und er selbst fühlte sich überhaupt nicht wohl in seiner Haut, wenn die Auseinandersetzung dicht neben seinen Beinen stattfand. Sicherer schien es ihm, eine gewisse Distanz einzuhalten. Einer möglichen Beißerei, Furcht aller Hundehalter, wollte auch Thomas Mann gerne aus dem Weg gehen. Zumal er nie ganz sicher war, wie er am besten einschreiten sollte. Die plötzliche Eskalation zu einem sich balgenden, herumwirbelnden Knäuel, untermalt von wilden Schreien, das war nicht seine Sache und hat ihm offenbar so machen Spaziergang gründlich verdorben.

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