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Von Hängeohren und Stehohren

Zu den auffallendsten Rassemerkmalen zählt die Form der Ohren. Dabei unterscheidet man zwei Hauptgruppen: Hängeohren und Stehohren. Ohne ihre Schlappohren würde man manche Hunderasse kaum noch als solche erkennen. Sie prägen die Gesichtsform ganz maßgeblich und verleihen einen gutmütigen, gemütlichen Ausdruck.

 

Ob Setter, Cocker Spaniel oder Dalmatiner, Dackel, Labrador oder Retriever. Sie und viele Rassen mehr haben die langen herabhängenden Ohren, die so typisch für sie sind. Wölfe haben nur in frühester Jugend Hängeohren. Beim erwachsenen Wolf stellen sich die Ohren auf. Bei vielen Haushunden bleiben die Hängeohren hingegen lebenslang erhalten. Viele Wissenschaftler sehen darin ein weiteres Indiz für die Annahme, dass der domestizierte Hund nie ganz erwachsen wird, in der Gesellschaft des Menschen also in einem dauerhaft infantilen Stadium verharrt. So bleibt er quasi auf dem Stadium eines Wolfsjungen stehen; dadurch erklärt sich auch die fast lebenslange Spielfreude vieler Hunde.

 

In der Wildnis wären Hängeohren eher hinderlich. Sie können zwar durch entsprechende Muskelkontraktion ein wenig gehoben werden, um Geräusche genauer wahrzunehmen. Dennoch sind Hunde mit Stehohren wie beispielsweise der Husky im Vorteil. Sie können buchstäblich die Ohren spitzen und sie ganz exakt ausrichten, um selbst das leiseste Rascheln, das entfernteste Heulen genau zu lokalisieren. Das Gehör der Hunde ist nämlich äußerst fein und umfaßt, besonders bei hohen Tönen, einen weit höheren Frequenzbereich, als das des Menschen. Hunde mit Hängeohren hören zwar grundsätzlich ebenso gut wie ihre Kameraden mit Stehohren, sie sind aber bei der genauen Ortung der Geräuschquelle benachteiligt.

 

Bei Jagdhunderassen ist bei der Zucht der Fokus bevorzugt auf das Geruchs- und auf das Sehvermögen gerichtet worden. Das mag ein weiterer Grund sein, warum gerade Jagdhunde auffallend häufig Hängeohren haben. Aggressive Hunde drohen mit aufgerichteten Ohren. Hängeohren wirken schon deshalb positiv auf den Menschen, weil sie Sanftheit, Treue und Gutmütigkeit auszustrahlen scheinen. Je länger die Ohren sind, um so mehr wird dieser Eindruck verstärkt. Besonders extrem kann man das am Basset Hound beobachten, der auch unter der Bezeichnung Hush Puppy bekannt ist.

 

Früher wurden bei einigen Rassen häufig die Ohren im Welpenalter kupiert. Dabei wurden operativ Teile der Hängeohren entfernt, so dass diese verkleinert, optisch verändert und zum Teil sogar zu Stehohren umgewandelt wurden. Das war zum Beispiel bei Boxern lange üblich. Da das Kupieren keinen praktischen Nutzen hat und für die Hunde zu länger anhaltenden Schmerzen führen kann, ist man im Sinne des Tierschutzes von dieser Praxis abgekommen. In vielen Ländern ist das Kupieren mittlerweile gesetzlich untersagt.

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